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These des Facehunters

Vom „Kampf der Trends“ schrieb der Spiegel in seiner Ausgabe vom 22. März 2010. Denn Modeblogger Yvan Rodic alias Facehunter vertritt in seinem neu erschienenen Buch die These, dass die Individualisierung der Mode zurzeit ein historisches Hoch erreicht hat. Das hinterlässt bei jedem, der uns mit Menschen vergangener Jahrhunderte vergleicht, ein Runzeln auf die Stirn. Denn das Setzen von Trends und damit das Nachahmen hat bereits eine lange Geschichte und in seiner Entwicklung heute einen Höhepunkt erreicht.

Beschleunigung der Trendwelle

Geht man in der Geschichte zurück, lassen sich schon frühe Anfänge des Nachahmens erkennen. Zwar verließ manche Dorfschönheit im Mittelalter nie ihr kleines Stück Land, doch fahrende Händler berichteten ihr, dass eben jene Halskette aus bunten Steinen sich im Nachbardorf so gut verkaufte, dass sie unbedingt auch zugreifen müsse. Modetrends gibt es, seit Menschen reisen, also eigentlich schon immer. Einzig die Geschwindigkeit, mit der sie sich ausbreiten, hat sich erhöht.

Im 17. Jahrhundert brauchte ein Modestich einige Wochen, bis er von Paris mit dem Schiff in die neue Welt gebracht worden war und in Neu Amsterdam, dem späteren New York eine Moderevolution auslösen konnte. Heute erscheint ein Foto, das Yvan Rodic für sein Modeblog schießt, innerhalb von Sekunden auf Bildschirmen rund um den Globus. In zahlreichen Ländern nehmen Modefans die neuen Ideen auf und kleiden sich ähnlich. Beschleunigung bedeutet für Mode gleichzeitig einen Verzicht auf Individualität.

Projekt Exactitudes

Selten sahen wir uns so ähnlich wie heute. Das beweist der Text im Spiegel sehr anschaulich mit dem Hinweis auf Exactitudes. Dabei handelt es sich um ein Projekt der Künstler Ari Versluis und Ellie Uyttenbroek, die Tafeln mit jeweils zwölf Fotos zeigen Menschen, die sich fast exakt gleich stylen. Seit 14 Jahren sammeln die beiden Künstler Fotos von Looks aus aller Welt und zeigen ihre faszinierenden Gegenüberstellungen auch im Web.