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Normalfrau statt Model

Als ich gestern Morgen nach dem Duschen meine Normalmaße abtrocknete, verkündeten sie im Radio, dass die Zeitschrift Brigitte in Zukunft auf professionelle Models verzichten möchte. Ab Januar 2010 zeigen sie die Normalfrau in sämtlichen Fotostrecken zu Mode, Beauty und Lifestyle. „Weil Kleidung heute keine Frage von Trends, sondern von Persönlichkeit ist,“ schreibt die Brigitte-Redaktion dazu auf der Website. Damit könnten die Macher eine Idee fortsetzen, die der Kosmetikhersteller Dove bereits vor einigen Jahren in der Werbung umsetzte. Doch was verbirgt sich dahinter? Das Bekenntnis zum Normalgewicht oder eher ein Kokettieren mit Andersartigkeit? Ähnlich wie Dove wird wohl auch Brigitte keinen neuen Trend auslösen. Die Kunden lieben das Manieristische oder Überhöhte an Werbefotos. Sie schauen sich Modestrecken an, gerade weil die Frauen darauf nicht so aussehen, wie sie selbst oder die Nachbarin.

Passt zu Brigitte

Aber der Trend zur Normalfrau passt zur Bodenständigkeit der Zeitschrift Brigitte und könnte dazu führen, dass wir wieder einen Blick fürs Normale erlernen. Denn wer sich viel mit Mode beschäftigt, verliert schnell den Bezug zu gängigen Maßen. Stöckchenbeine wirken plötzlich selbstverständlicher als rundere Oberschenkel. Wir Normalleserinnen lieben es, Frauen anzuschauen, die uns ähnlich sind. Auch, wenn es mit Sicherheit sehr schöne Normalfrauen seien werden, die für die Modestrecken posieren, funktioniert mit ihnen der soziale Vergleich besser als mit dem professionellen Model.

Video via Les Mads, wo Ihr auch eine Diskussion zum Thema finden werdet.