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Wunsch nach Individualität

„Mehr Möglichkeiten“ sieht Facehunter Yvan Rodic durchs Internet wie er im Zeit-Online-Video-Interview erzählt. Früher hätten wenige Moderedakteure der großen Hochglanzmagazine Trends gesetzt, heute darf der Leser sich seine individuelle Inspiration sowohl aus der klassischen Presse wie auch aus dem Web via Modeblog holen und sogar selbst beitragen. Yvan Rodic hat es vorgemacht. Die ersten Jahre war sein Streetstyleblog ein virtueller Geheimtipp und hat sich dann zu einem viel genutzten Medium entwickelt. Mode bekommt durchs Internet einen weltumfassenden Charakter. Stylingtipps holen wir uns nicht mehr nur aus Paris oder London, sondern auch aus Cochabamba oder Duisburg.

Vorsicht vor der Blogger-Uniform

Aber wie mit jedem Medium ist es eine Frage der Art und Weise, wie es genutzt wird. Marcel Reich-Ranicki hat einmal gesagt: „Das Fernsehen macht die Klugen klüger und die Dummen dümmer“. Übertragen auf Modeblogs bedeutet es, dass Mädchen unter Umständen in ein und demselben Look in Cochabamba und in Duisburg vor der Kamera posieren. Mit ihren selbstverliebten Posen kopieren sie nur langweiligen Modeblogger-Einheitsbrei, der leider tatsächlich weltumfassend ist. Damit reproduziert sich Mode nur selbst. Einen Ausweg aus dem Kreislauf suchen nur wenige. Doch für kreative Köpfe ist das Internet eine unerschöpfliche Inspiration und Spielwiese. Mir persönlich sind viele Modeblogger zu wenig auf der Jagd nach dem Neuen und Unentdeckten. Es wird mir zu viel abgeguckt. Wer nur nach rechts und links schaut, anstatt nach vorn, wird sich nicht so schnell weiterentwickeln.

Hier findet Ihr das Zeit-Interview mit Yvan Rodic.

Foto: Screenshot Zeit Online