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Gestern habe ich im Fernsehen ein Moderatorenpaar erlebt, das eine halbe Stunde lang auf sämtlichen Klischees zum Thema Frauen und Schuhe rumkaute. Die Fernsehsendung stand ganz im Zeichen der Schuhmesse GDS, die zurzeit in Düsseldorf stattfindet. Doch stimmt es eigentlich, dass Frauen Schuhfanatikerinnen sind? Rennen wir tatsächlich in jeden Laden, um 50 Paar zu probieren und davon 20 zu kaufen? Ich gebe zu, in Männer-Schränken stehen im Durchschnitt weniger Treter. Aber das bedeutet ja nicht, dass Männer keine Schuhe mögen. Nach einer Studie von TNS Emnid aus dem Jahr 2005 lautet bei 15 Prozent der Frauen Schuhekaufen die Antwort auf die Frage nach dem Hobby. 44 Prozent der Männer werden beim Betreten eines Schuhladens nervös. Doch ich bin sicher, dass auch Männer Schuhe lieben – auf einen andere Weise als Frauen.

Nicht an der Kö in Düsseldorf, sondern in der Altstadt gibt es einen kleinen Schuhladen, in dem ich fast mit einer rituellen Andacht ein Paar Schuhe zur Kasse trug. Knöchelhohes Leder, verziert mit zwei matten Knöpfen und das ganze für 180 Euro. Das ist für meine Verhältnisse unverschämt viel Geld. Die Verkäuferin wickelte die Schuhe in rascheliges Seidenpapier, dann kamen sie in einen großen Karton. Als sie mir die Quittung in einen rosa Umschlag gepackt separat reichte, kam mir der Gedanke, dass ich wohl zu viel Geld ausgegeben hatte. Als ich mich über die Ladentheke beugte, um die Tüte in Empfang zu nehmen und ich ins Leere griff, weil die Verkäuferin damit abgehauen war, wusste ich, dass ich zu viel Geld ausgegeben hatte. Sie stakste mit meinen Schuhen in Richtung Tür, um mir dort meine Tüte in die Hand zu drücken. Ich rannte ihr voller Entrüstung hinterher und riss ihr meine neue Errungenschaft aus der Hand. Ich glaube, in diesem Augenblick erkannte jeder im Laden, dass ich keine Stammkundin war.

Warum sind Frauen so sehr von Schuhen fasziniert? Vielleicht ist es der Wandel von der Läuferin, die auf Sneakern dem Bus hinterher sprintet zum Vamp auf High Heels. Erst der Schuh macht’s möglich. Nicht nur, dass ein passender Schuh ein Outfit veredelt, sondern auch Gang und Haltung verändern sich. Marilyn Monroe wippte nur dank schwindelerregender Absätze bei jedem Schritt mit ihrem Hintern. Trippeln in Riemchensandalen verführt so manchen Mann. Anschließend liegt er seiner Angebeteten zu Füßen und somit quasi auf Augenhöhe mit ihren Tretern. Männer sind also auch Schuhen verfallen – nur nicht ihren eigenen. Das sind die Traumprinzen, die ihrem Aschenputtel den gläsernen Pantoffel hinterher tragen. Und ein kleiner Trost bleibt den Männern mit Angst vor Schuhläden: Wenn 15 Prozent der Frauen Schuhekaufen zum Hobby haben, dann gibt es 85 Prozent, bei denen das nicht der Fall ist.