Der Kultur Spiegel hat einen Artikel in seiner Oktober-Ausgabe der Lieblingsspielwiese vieler Lifestyle-Bunnys gewidmet: den Shopping-Centern in Innenstadtlage. Wobei sie die großen Kauf-Verführer als rosa Riesenferkelei titulierten. Drei dieser neuen Einkaufscenter stehen für mich in Hoppelweite: Das Duisburger Forum, die Düsseldorf Arcaden und das Verkaufscenter am Limbecker Platz in Essen. In allen dreien habe ich bereits Geld gelassen. Im Zeitschriften-Text steht viel von Instant-Architektur und ein bisschen Design-Chici. Exemplarisch für alle Riesenferkel steht wohl das Alexa in Berlin. Es ist tatsächlich rosarot und Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit soll beim Anblick „ist das hässlich,“ ausgerufen haben. Trotzdem es vielen Bewahrern der traditionellen Stadtzentren missfällt: Laut Spiegel und Report Shopping-Center 2009 des Kölner Einzelhandelsinstituts EHI trotzen die Konsumburgen jeder Flaute und ziehen Kauffreudige an. Der Spiegel-Autor fragt: „Aber wieso sind simulierte Innenstädte erfolgreicher als die realen? Wieso sind die Verkaufsmonster solche Kundenmagneten?“ Nun denn, vielleicht, weil sie ein wenig schöner sind, als die ursprünglichen Innenstädte von Duisburg oder Essen? Oder vielleicht, weil auch in Düsseldorf Normalverdiener leben, die sich nicht die Kö rauf und runter shoppen können?
Im Handumdrehen neue Innenstädte
Es ist für Stadtverwalter recht bequem, wenn ein Investor ihnen die Arbeit der Neustrukturierung der Innenstädte abnimmt. Eine Aufgabe, an der die Städte eh schon häufig gescheitert sind, deswegen dürfen sich die Mall-Betreiber auch ganz alleine bei Planung und Bau austoben. Kaum ein Kommunalpolitiker scheint seine Wünsche gegenüber den Bauherren zu äußern, geschweige denn, dass die Bürger gefragt würden. Denn wie der Spiegel-Autor es richtig erkannt hat: „Ein Center ist eben nicht das neue Herz einer Innenstadt, wie es die Betreiber gerne behaupten, sondern es ist ein Parasit, der den Wirt aussaugt.“ In der Umgebung der Malls verschwinden gute Geschäfte, es entstehen meist Billigmeilen. Das liegt daran, dass sich kaum ein Kunde aus der geschlossenen Mall-Welt herausirrt. Nun denn, das Ziel des Investors ist, dass der Kunde sein Einkaufszentrum gerne betritt, nicht, dass er es auch gerne verlässt. Aber was spricht dagegen, auch mal eine Straße mitten durch ein Einkaufszentrum führen zu lassen? In Duisburg zum Beispiel ist der Eingangsbereich des Forums groß, weit und zur Straße hin offen durch eine Komplettverglasung gestaltet. Schräg gegenüber auf der anderen Seite der breiten Fußgängerstraße, an der das Zentrum angrenzt, liegt der Eingang zu einer weiteren Passage. So kann der Besucher von Passage zu Passage laufen, muss aber dafür die große Einkaufsstraße kreuzen.
Rosarote Shoppingwelt
So schnappt der Kunde zumindest ein bisschen natürliche Außenluft, bevor er wieder in den künstlichen Raum abtaucht. Aber auch mit diesen kleinen architektonischen Kunstgriffen wird kein Stadtplaner die Entwicklungen aufhalten können. Wir lieben es nun mal trocken, sauber und warm. Wir begeistern uns für die kurzen Wege zwischen C&A und edc und wir mögen es, wenn wir die passenden Schuhe zum Mantel direkt im Laden nebenan finden. Diese Vorteile bieten Shoppingmalls mehr als es Innenstädte tun können. Aber vielleicht kommt irgendein Stadtplaner auf die Idee, den Konfrontationskurs zwischen klassischer Innenstadt und überdachter Kunstwelt aufzulösen. Nach Herzenslust von den Shoppingmalls abkupfern und ein wenig klassisches Citylife einstreuen wäre eine Lösung. Denn komplett können wir die Zeit nicht zurückstellen und unsere Innenstädte sind nun mal das Ergebnis dessen, was unsere Gesellschaft und unsere Zeit fordern. Und mir schein, als würden wir alle rosa Riesenferkel lieben.