Neuer Zalando-Werbespot mit echtem Langhans
„Erst blechen, dann sprechen“, schrie es von einem Schild allen Journalisten entgegen, die Ende der 1960er Jahre den Flur der Kommune 1 betraten. Selbstredend waren die Mitglieder der Skandal-WG von Rainer Langhans und Dieter Kunzelmann gegen Konsum. Nicht etwa, weil sie dem schnöden Mammon entsagt hätten. Diesem Ideal entsprach nur der eigentliche Kommune-1-Gründer Kunzelmann. Die Konsumkritik reihte sich eher nahtlos an andere Ideen der Gemeinschaft und passte irgendwie zum Image. Tatsächlich gelebt wurde nicht danach. Langhans war sich schon damals nicht zu schade, Geld für Interviews und Fotos zu nehmen. Schließlich möchte es auch ein Kommunarde warm haben, essen und ab und an mal in den ayurvedischen Urlaub nach Indien jetten.
Generationenkonflikt
Welche Ideale lebte die Kommune 1 tatsächlich? Genauso wie andere 68er sahen sich Langhans & Co. mit der älteren Generation konfrontiert, einer Gesellschaft, die in ihrer Jugend sauber gescheitelt mit erhobenem Arm irgendwelchen Fahnen hinterher marschierte und ihre Weltordnung klammheimlich bis in die 60er Jahre hinein gerettet hatte. Zwar war man jetzt demokratisch, aber hinter den Ohren fand sich noch mancherlei brauner Dreck. Um sich dem entgegenzustellen, suchte die Kommune nach neuen Lebensformen und fand sie in einer Gemeinschaft außerhalb der klassischen Familie – laut Kommunarden der Keimzelle des Nationalsozialismus.
Selbe Idee seit über 40 Jahren
Reiner Langhans bleibt sich bis heute selbst treu, wenn er keine klassische Ehe führt, sondern gleich mit zwei Frauen Bett und Tisch teilt. Und das zu einer Zeit, in der laut Spiegel 70 Prozent der Menschen zwischen 20 und 25 Jahren planen, eines Tages zu heiraten. Wenn Rainer Langhans seinem jungen Alter Ego entgegenruft „wir verändern uns alle“, dann runzel ich die Stirn, denn genau auf ihn lässt sich diese Aussage nicht anwenden. Sonst würde er sich nicht bis heute gegen Geld in den Medien exponieren, durch den Dschungel robben und für den Onlineversand Zalando Werbespots drehen.
Klassischer Schuhkauf versus Onlineshopping
Seitens Zalando ist die Gegenüberstellung im Werbespot gelungen: hier der junge Langhans, der vorgibt gegen Konsum zu sein, und dort der moderne, der Gefallen an schönen Schuhen findet. Genauso findet sich dieser Gegensatz im klassischen Schuhkauf im Geschäft versus Onlineshopping. Langhans bleibt trotzdem für mich ein Überbleibsel einer vergangenen Epoche, die ich nicht miterlebt habe – da kann er noch so lange chatten, twittern oder Sackway im Kreis fahren. Ein hübsches, neues Paar Schuhe würde mich eher zum Schreien bringen …