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Für US-Talkerin Oprah Winfrey blieb ihre Traumtasche unerreichbar. Nicht weil ihr Portemonnaie den dafür nötigen Preis von 35.000 Schweizer Franken nicht hergeben würde. Nein, die Verkäuferin in einer Züricher Boutique hatte kurzerhand für ihre Kundin entschieden: „Für Sie ist diese Tasche zu teuer.“ Wahrscheinlich hatte sie ihre Kundin zuvor mit einem kurzen Blick taxiert, die dunkle Hautfarbe entdeckt und die statistische Wahrscheinlichkeit berechnet, mit der eine Afro-Amerikanerin Handtaschen dieser Preisklasse kauft.

Mit ihrer Einschätzung lag die Verkäuferin bei Milliardärin Winfrey völlig daneben. Womöglich ist dies nicht das erste Mal, dass der Angestellten ein guter Deal entgeht. Dass Shop-Belegschaft sich auf ihre Ware, die sie anbieten, etwas einbilden, dürfte für kaum neu sein. Die gesamte Ausstrahlung der Geschäfte samt hochnäsigen Verkäuferinnen verjagt zu viele, auch reiche Käufer. Wer durch die Schaufensterscheiben der großen Marken blickt, sieht oft nur Leere. Den Balanceakt zwischen edler Noblesse und freundlicher Offenheit beherrscht fast keiner. Angenehme Ausnahme dürfte unter anderem Tiffany & Co. sein.

Wie kann man elitär sein, ohne auszugrenzen? Das Kennzeichen vieler Marken ist, dass sie nicht von jedem gekauft werden können und damit etwas besonderes sind – eben Ausgrenzung. Doch so wie es Tiffany vormacht, könnte es funktionieren. Der Juwelier verkauft neben seinem sehr teuren Schmuck auch einige Kleinigkeiten für Normalverdiener, die vielleicht ein bisschen mehr kosten. Aber das dürfen sie auch, sie sind schließlich von Tiffany. Wer ersteinmal für Serviettenringe den Laden betritt, schaut sich vielleicht auch ein Diamantcollier an. Und wer weiß, wer heute das Geld nicht hat, kann morgen schon Millionär sein.

Ausgrenzung aufgrund des Aussehens ist das allerletzte. Jetzt verrät betreffende Verkäuferin übrigens, wie das Gespräch aus ihrer Sicht lief. Alles sei ein Missverständnis. Das ganze Taschentheater hat sich laut Spiegel Online (dort findet ihr genaue Zitate der Verkäuferin) bereits zum Täschligate entwickelt, weil jetzt neben den rassistischen Aspekten auch die Tierschützer auftreten. Betreffende Tasche ist aus Krokodilleder gefertigt. Auf Twitter wird lebhaft zu #Täschligate diskutiert. Ich wundere mich, welche gesellschaftlichen Auswirkungen ein Taschenkauf haben kann. Jede sollte das Recht haben, die Tasche zu kaufen, die ihr gefällt – sehen wir vom armen Krokodil ab.