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Casual Friday: böse Mädchen

Ich möchte Euch eine Reihe auf dem Denkfabrikblog ans Herz legen: Kleine Mädchen sind der Teufel. Bei diesem Film hier musste ich an meine kleine Prinzessin denken. Im Alter von zwei bis drei Jahren hat sie im Supermarkt lautstark um Hilfe gerufen, sobald sich Mama, Papa, Omi oder Onkel weigerten, ihr einen Riesenberg Süßigkeiten zu kaufen. Einmal saß sie im Einkaufwagen und streckte einer vorbeigehenden Kundin ihre Ärmchen entgegen und rief: „Helft mir, Leute! Warum hilft mir denn niemand?“ Heute, zwei Wochen nach Prinzessins viertem Geburtstag bin ich froh, bisher ohne Vorstrafen über die Runden gekommen zu sein.

Uhren, die nur Uhren sind

Uhren, die nur Uhren sind

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Oh ja, auch ich bin bereits im Apple Store gewesen und habe die Wunderuhr bestaunt. Die Anschaffung solch eines externen Großhirns halte ich für sinnvoll. Darüber hinaus liebe ich Dinge, die nur eine einzige Funktion erfüllen. Bei Lëkki motzt man alte Sachen auf – zum Beispiel Armbanduhren. Diese Stücke aus den 1950er bis 70er Jahren kommen technisch überprüft und frisch poliert mit neuem Armband ans Handgelenk. Lëkki verkauft die Vintage-Uhren für Preise ab 80 Euro. Darunter finden sich alte Ostmarken wie Vostok, Raketa und Sekonda. Armanduhren, die tatsächlich nur die Zeit anzeigen – in der Epoche der Multifunktionalität ist dies erstauntlich und schont das Kleinhirn. Ich meine, wer schafft es schon, die Straße zu überqueren und gleichzeitig auf einem winzigen Ziffernblatt zu wischen und zu schieben? Das sind motorische Herausforderungen, die nicht immer und überall gelingen. Ab und an gönne ich mir mit Vintage-Dingen gerne eine Pause.

Fotos: www.lekki.fr

Caitlyn Jenner auf der Vanity Fair

Caitlyn Jenner auf der Vanity Fair

 

Heute ist Spielzeugtag im Kindergarten. Meine Tochter hat ihr kleines Kuschel-Monster, den Grüffelo als Begleiter gewählt. Sie ist zum großen Teil mit Jungen in ihrer Gruppe befreundet. Und weil Jungs nur Jungen-Sachen gut finden, dürfen weder Barbie noch Feenpuppe Mia mit in den Kindergarten gehen. Zumindest haben die besten Freunde meiner Tochter ihr zuliebe zugegeben, dass sie die Farbe Rosa ein kleines bisschen gut finden. Es tut mir leid, dass niemand die Leidenschaften meiner Tochter teilt. Zwischen dem was wir als weiblich und als männlich bezeichnen gibt es so viele Schattierungen, die wir leider bewusst zu vermeiden versuchen. Niemand wird zur Frau, nur weil er Pink und Glitzer liebt. Doch was wäre eigentlich so schlimm daran, nicht ganz und gar zu einer Seite zu gehören? Brauchen wir für unsere Identität eine klar umrissene Zugehörigkeit?

Anscheinend ja, denn sonst würden nicht so viele über ihr Leben im falschen Körper klagen. Schwer nachzuvollziehen, wie es sich anfühlt. Es muss eine ungeheure Erleichterung sein, was Bruce Jenner jetzt getan hat: Der Olympiagewinner bekennt sich öffentlich zum Dasein als Frau: Bruce ist Caitlyn. Äußerlich vollzog sie damit einen Wandel von einem Extrem zum anderen. Annie Leibowitz fotografierte Caitlyn Jenner fürs Cover der Vanity Fair im Juli 2015. Dazu erscheint ein großer Leitartikel, der inhaltlich bereits auf der Website der Zeitschrift vorgestellt wird. Was darin deutlich wird: Es war ein langer Weg, den Caitlyn gegangen ist. Nach Sportlerkarriere, drei Ehen, sechs Kindern und einem Leben das via TV zum großen Teil in der Öffentlichkeit stattfand, dachten alle, den Menschen dahinter zu kennen. Neben der Zeit ihres olympischen Erfolges waren die Wochen nach dem Bekanntwerden ihrer eigentlichen Geschlchterrolle die besten ihres Lebens. Zum Fototermin mit Anniee Leibowitz sagt Caitlyn: „This shoot was about my life and who I am as a person.“ Egal ob Muskeln oder Higheels – wahrscheinlich war Caitlyn schon immer da. Denn merke: niemand wird zum Mann nur weil er ein Sixpack hat.

Foto: Annie Leibowitz / Caitlyn Jenner für Vanity Fair, Cover im Juli 2015

Fashionfilm „The Wedding“

Der Fashionfilm ist mittlerweile eine Gattung für sich und zeigt im Bewegtbild, was bisher nur als Foto wirken musste. Das kann bereichern – tut es nur nicht immer. Es gibt Bilder, die ihre Spannung dadurch erzeugen, dass der Betrachter weder weiß, was vorher passiert, noch was danach kommt. Sie erzählen einen Bruchteil einer Geschichte und überlassen alles weitere der Vorstellungskraft. Beim Fashionfilm „The Wedding“ sollte dies auch so sein, doch das gemeinsame Warten mit der Braut auf ihren Göttergatten wird auf Dauer ein bisschen langweilig. In dem Moment, in dem Abbey Lee als Frischvermählte den Dolch gegen die Hochzeitstorte hebt, wünsche ich mir nichts sehnlicheres, als dass sie kräftig zustößt. Ich will die Sahne fliegen sehen. Stattdessen schleckt die Braut am Messer, schnappt brav an den dargebotenen Trauben und macht im barock-üppigem Ambiente weiterhin ein Schmollmündchen. Bei Ellen von Unwerth sind wir böseres gewohnt. Wollte sie mit dem Film an den Softporno der 1980er erinnern? Das funktioniert visuell – und leider auch auf der dramatischen Ebene. Die Drehbücher genannter Filme hatten ähnlich viel Inhalt.

 

Mode-Kunst aus Fernost

900 Modedesignstudenten von 32 Schulen haben in der vergangenen Woche ihre Entwürfe auf der chinesischen Modewoche präsentiert, zur „China Graduate Fashion Week 2015“. Noch immer ist es die große Zahl, die uns aus dem fernöstlichen Land beeindruckt. Aber dort, wo man früher zu Gleichschritt im Einheitslook tendierte, ändert sich vieles. Die Thronfolger der Einkindpolitik werden erwachsen. Nie mussten sie sich innerhalb ihrer Familie der Mehrheit unterordnen. Und das wird heute weithin sichtbar. Jeder der 900 jungen Menschen scheint auf der Suche nach einem eigenen Weg zu sein. Einflüsse der Modewelt sind erkennbar – aber kaum ein Entwurf ähnelt dem anderen – auch bei Gruppenarbeiten gibt es große Variationsbreiten. So etwas wie einen landestypischen Look kann ich nicht ausmachen. Bei so vielen kreativen Köpfen mag der ein oder andere weniger begabte darunter sein, aber es gibt wahnsinnig viele großartige Talente aus China. Das Reich der Mitte hat sich aufgemacht, die Zentralen der Modewelt zu erobern. Muss sich der demokratische Westen von der neuen Generation eines sozialistischen Staates zeigen lassen, was Indivualismus bedeutet? China selbst scheint sich da noch unsicher zu sein. Denn zu viel Einzelgängertum vermeidet man: Die Namen der  Modedesigner sind kaum rauszufinden. Stattdessen werden die Schulen genannt.

In der Farbe Rot besteht bei diesen Entwürfen eine Bezug zum alten China wie auch zum Kommunismus. Aber die Form ist bizarr und fast wie die Indivdualität einzelner Schneeflocken. Die Herangehensweise unterscheidet sich zwischen der beiden ersten Entwürfen und den beiden folgenden deutlich.