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Wut im Bauch

Sichtbar: Ein Zaun schütze uns auf dem oberen Teil der Rampe, verstärkte aber am Tunneleingang das Gedränge

Auf dem Foto vom Tunneleingang bei der Loveparade ist sichtbar: ein Zaun schützte den oberen Teil der Rampe, wo ich stand, verstärkte aber die Massenpanik vor dem Eingang.

Rückblick: Massenpanik bei der Duisburger Loveparade

Gestern Mittag bei der Übertragung der Pressekonferenz zur Massenpanik bei der Loveparade musste ich hören, dass der Notausgang rechtzeitig geöffnet worden war. Da ich selbst dabei war, weiß ich genau, dass der Notausgang nicht sofort frei war.

Zunächst hatte ich zwischen 17 und 18 Uhr (spätestens ab 16.40 Uhr) im Gedränge auf der Rampe gestanden, als dort am Tunneleingang die Massenpanik ausbrach. Ich konnte etwa eine Stunde lang die Rampe nicht verlassen, weil vor mir der Tunnel gestopft voll war und wir rechts und links von hohen Mauern umgeben waren. Leute schrien: „Da liegen Tote!“ Zu unserem Glück ließen wir uns von keiner Panik anstecken und sahen nur fassungslos zu, wie die Menschen versuchten, meterhohe Wände hochzuklettern. Die Musik setzte irgendwann wieder ein und übertönte das Geschrei die Schreie.

Geschlossener Notausgang

Schließlich konnten wir seitlich nach hinten hin ausweichen. Ein gutes Stück entfernt hing ein großes Notausgangschild, davor standen viele Security-Leute. Der Erste sagte, nein, der Notausgang wäre nicht geöffnet, der Zweite erklärte mir, er könne das nicht entscheiden. Und endlich: Einer, der nicht ganz so jung wie die anderen war, nickte und sagte „ja, ihr dürft durch“. Man merkte ihm an, dass er das in diesem Augenblick eigenständig beschlossen hatte. Für alle verbindliche Anweisungen von oben gab es anscheinend nicht.

Kein Notausgang für Rollstühle

Mit uns stand eine Frau im Rollstuhl und ihre Begleiterin an der Rampe. Da aber die Strecke über den Notausgang sehr lang war und über Geröll führte, hatten Besucher mit Rollstühlen keine Chance, das Gelände zu verlassen. Selbst für Verletzte oder Erschöpfte war die Strecke viel zu lang. Die Leute setzten sich am Rand auf den Boden. Wir wurden mehrere Hundert Meter einen Zaun entlang geführt um dann eine 360-Grad-Kurve 180 Grad Kurve am Ende des Gitters zu machen und dann auf der anderen Seite des Zauns die gleiche Strecke zurückzulaufen. Was sich zum Entzerren von Menschenschlangen in Vergnügungsparks bewährt hat, ist für einen Notausgang völlig ungeeignet. Kein Wunder, dass wieder Leute den Zaun einrannten. Ich habe das lange Drahtmonster mit einigen festgehalten, weil es auf die am Wegesrand Sitzenden stürzte.

Wut

Schon während ich eine Fluchtmöglichkeit von der Loveparade suchte, bin ich wütend geworden. Unglücklich waren Auskünfte von Polizisten wie: „Wenn Sie jetzt meinen Kollegen fragen und der kommt aus einem anderen Bundesland, sagt der ihnen etwas völlig anderes als ich“. Wir waren in dieser Notsituation auf uns allein gestellt. Security-Leute konnten uns noch nicht einmal sagen, ob und wo es einen Notausgang gab. Sie schickten uns auf die Seite, wo die Autobahn lag und damit in Richtung Menschenmasse und dahin wollte ich auf gar keinen Fall mehr.

Mehr Sicherheit kostet Geld

Ich hätte mir mehr und besser geschultes Sicherheitspersonal gewünscht. Meiner Meinung nach darf man bei der Ausbildung und Bezahlung von Sicherheitsleuten nicht sparen. Nur eine gerechte Entlohnung bindet Menschen in diesem Job, sodass sie über Jahre Erfahrung sammlen können und diese auch an nachrückende Generationen in ihrem Job weitergeben können. Im Ernstfall entscheidet das über Leben und Tod.

Foto: Patricia Guzman / Lifestyle Bunny

Loveparade 2010 in Duisburg

Massenpanik bei der Loveparade

Eigentlich wollte ich Euch an dieser Stelle schöne Fotos von glücklichen Menschen auf der Loveparade zeigen, doch es kam anders: Als ich das Gelände des alten Duisburger Güterbahnhofs gegen 17 Uhr (anhand von SMS, die ich meiner Schwester geschickt habe, stand ich spätestens ab 16.40 Uhr auf der Rampe) über eine Rampe in Richtung Tunnel verlassen wollte, strömten mir Menschen entgegen, die vor irgendetwas wegzulaufen schienen.

Auf der rechten Seite versuchten einige junge Frauen und Männer die hohen Seitenwände der Rampe zu überwinden, indem sie einen Lichtmast hochkletterten. Problem war, dass sich gleichzeitig fünf oder zehn am schmalen Gestänge hochzogen. Oben stand Polizei und ich musste ungläubig zusehen, wie die Beamten den Menschen beim Klettern halfen, anstatt sie darauf hinzuweisen, dass der Mast so viele Leute nicht tragen konnte. Dann erkannte ich, dass vor mir viel zu viele Menschen auf ein Podest geklettert waren, um sich von dort aus hochzuziehen.  Sie hatten gerade den Tunnel verlassen. Andere liefen eine schmale Treppe hinauf, die ins Mauerwerk eingelassen war. Hilflos stand ich vor diesen Szenen und konnte kaum fassen, was sich da vor meinen Augen abspielte.

Nur ein einziger Zugang

Schon vor 14 Uhr, als ich das Gelände der Loveparade betreten hatte, fand ich es bedenklich, große Menschenmassen durch einen Tunnel und eine Rampe aufs Gelände zu führen. Der alte Güterbahnhof selbst war mit Zäunen abgesperrt, genauso wie weite Teile des Geländes. Die großen Wagen, Floats genannt, kreisten um das alte Gebäude herum. Es herrschte großes Gedränge, aber alle waren freundlich und gut gelaunt, schaukelten im Takt und genossen die Sonne.

Ein blondes Mädchen sprach mich auf meinen Fotoapparat an, mein guter Freund R. verschenkte im Namen der deutsch-holländischen-Freundschaft Blumenketten an Niederländerinnen. Gegen 17 Uhr sollte die eigentliche Loveparade beendet sein. Und weil wir nicht mehr zum Konzert bleiben wollten, machten wir uns schon vorher auf den Weg zur Rampe, wo uns Menschenmassen entgegen kamen, die das Konzert besuchen wollten. So liefen sich Heimkehrende und Neuankömmlinge in die Arme.

Fast zweistündiger Rückweg von der Loveparade

Nun standen wir am Anfang der Rampe, konnten nicht in den Tunnel und nicht wirklich aufs vollgestopfte Gelände zurück. Wir wichen zur Seite hin aus, wo ein breiter Notausgang an den Bahngleisen entlang hinausführte. Die zu laufende Strecke war lang, der Boden uneben und voller Geröll und die Sonne schien. Als wir schließlich das Gelände zwischen 18 und 19 Uhr verlassen hatten, waren wir erstmal glücklich. Wir setzten uns in einer ruhigen Straße auf den sonnigen Asphalt und haben Hühnchenspieße gegessen. Schon vor dem Tunnel wussten wir bereits, dass es Tote und viele Verletzte gab, denn es war ja vor uns unseren Augen passiert. (Hinzugefügt am29.07.2010, 15 Uhr: wegen der dichten Menschenmasse, konnte ich keine Leute sehen, die am Boden lagen, aber ich habe gehört, was die anderen sagten.)

Hier draußen war alles so ruhig und die Nachricht von der Massenpanik hatte sich noch nicht bis hierhin verbreitet. Merkwürdig unwirklich erscheint mir das heute erlebte. Ich bin unverletzt und glücklich darüber. Gleichzeitig empfinde ich großes Mitleid für die Toten und Verletzten und deren Angehörige. Es waren so viele Verletzte da, dass nicht alle sofort versorgt werden konnten und es saßen so viele am Wegesrand, denen es schlecht ging. Ich hoffe, Ihr habt alles gut überstanden, falls Ihr auch dort gewesen seid.

Weitere Augenzeugenberichte bei:

Miriam, die sich auf dem Gelände aufhielt, während die Panik ausbrach und erzählt, dass noch Platz für weitere Teilnehmer da gewesen wäre.

Lukas stand fast an der selben Stelle, wo auch ich mich aufgehalten habe. Er schildert alles sehr detailliert.

Dirk hat kurz vor der Katastrophe gegen 16.30 Uhr das Gelaende verlassen.

Und hier ist eine Website, die sich mit dem Thema beschäftigt.

Fotos: Patricia Guzman / Lifestyle Bunny


Ein Modeblog im Museum

Was gibt es Schöneres als andere Menschen ungeniert zu betrachten? Für Gunnar Hämmerle ist die Straße ein Catwalk auf dem er sich die Models für sein Streetstyle-Blog Styleclicker aussucht. Der Blogger spricht unterwegs Menschen mit offensichtlichem Modefimmel an und porträtiert sie und ihren Stil. Vom 25. Juli bis 8. August 2010 zeigt das NRW-Forum Kultur und Wirtschaft in Düsseldorf eine Ausstellung mit 1.000 lebensgroßen Streetstyle-Fotografien von Gunnar Hämmerle.

Styleclicker City. Menschen des 21. Jahrhunderts

NRW-Forum Düsseldorf, Ehrenhof 2

Dienstag bis Sonntag von 11.00 bis 20.00 Uhr, Freitags 11.00 bis 24.00 Uhr, Eintritt 5.80 Euro, erm. 3.80 Euro. Tipp: Freitags ab 18 Uhr zahlen alle 3.80 Euro und es gibt am selben Tag um 20 Uhr eine kostenlose Führung.

Fotos von links nach rechts und oben nach unten: Gentleman Skater – Jochen, Director; Munich, Klenzestraße, 28. Januar 2010 / The long way – London, Westminster University, 15. April 2009 / Get shot II – Ana, Student; Munich, 30. April 2010 / Lego Designs part II – London, Westminster University, 26. März 2009 – alle Bilder Styleclicker City © Gunnar Hämmerle

Was Frauen lieben

Filmkritik zu Sex and the City 2

Wieder geht es um Unerreichbares und gerade das macht so viel Spaß: hippe Outfits, egal, ob bei einer Schwulenhochzeit, an der Bar oder auf dem Kamel. Sex and the City 2 bleibt seinem Ursprung treu, was Fans der Fernsehserie zu schätzen wissen. Neu ist einzig der Ort der Handlung, Abu Dhabi. Samantha hat hierhin eine PR-Reise für sich und ihre drei Freundinnen geschenkt bekommen und die Vier genießen exorbitanten Luxus. Über längere Strecken sehen Zuschauerinnen (und zwei Männer im ganzen Saal) sich daran zu satt. Solange wir selbst nicht den Fuß in feinen Sand stecken dürfen, wirkt der Film stellenweise wie ein Reisekatalog. Dass Geschichten besser in Dialogen und aussagekräftigen Bildern erzählt werden, spielt eine Nebenrolle, kommt aber später wieder besser zum Zuge.

Gute Momente

Witz gewinnt Sex and the City 2, wenn Charlotte mit Miranda bei einem Cocktail an der Bar sitzt und beide sich über die manchmal weniger mütterlichen Gefühle gegenüber ihren Kindern das Herz ausschütten. Starke Bilder gibt es gleich zu Beginn des Films, die eine rotzfreche junge Samantha mit 80er Tolle und Nietenrock zeigen. Ein Eindruck, der gegen Ende des Films visuell zitiert wird – sehr schön. Dazu sagt Carrie zu ihrer Freundin Samantha: „Du bist noch genauso, wie ich Dich kennengelernt habe“. So wünscht es sich Carrie auch für ihre Ehe. Doch Liebe ist schon nach kurzer Zeit nicht mehr das, was sie zu Beginn war und Carrie ist sich nicht sicher, ob sie das gut finden soll. Leider kann der Film seine guten Momente nicht durchgehend halten und zu einem einzigen Spannungsbogen verbinden.

Tolle Outfits

Wie immer sind die vier Ladys zu jeder Gelegenheit perfekt angezogen. Sie sind, wenn auch zeitweise mit Ausnahmen, erfolgreich im Beruf, haben tolle Männer, stylish eingerichtete Wohnungen und selbst die Törtchen, die Charlotte backt, sind farblich auf Einrichtung und Mode abgestimmt. Das macht Carrie, Samantha, Miranda und Charlotte zu den Kunstfiguren, die wir so lieben: unerreichbar und doch vorherbestimmt für den sozialen Vergleich.

Sicher, da ist eine Kleinigkeit wie die finanziellen Mittel, was die meisten von uns Zuschauerinnen von den vier New Yorkerinnen unterscheidet. Aber die Macher des Films wissen es, uns die Belohnung so natürlich zu präsentieren, als müssten wir Normalfrauen uns nur ein wenig mehr anstrengen, um auch so leben zu können. Dieses Geheimnis seines Erfolges hat sich Sex and the City 2 bewahrt und auf dieser Ebene funktioniert der Film tadellos. Ein wenig trauer ich New York als Handlungsort und längeren Dialogen mit mehr Witz und Tempo nach, aber insgesamt war es gestern ein netter Abend.

Foto: Screenshot aus dem Trailer zu Sex and the City 2

Den Trailer zu Sex and the City 2 gibt es unten nach dem Klick …

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Wenn Prada Pakete schickt

Paket

Das Thema Modeblogs erlebte auf der re:publica 2010 eine kleine Premiere. Bisher waren auf dem Berliner Bloggertreffen mehr technikaffine Weblogs oder zu Web 2.0-Themen die Blogblogs wie ich sie nenne vertreten. Unter der Headline „Wenn Prada Pakete schickt“ trafen sich Mary Scherpe von Stil in Berlin, Mahret Kupka von F&Art, Julia Knolle von Les Mads und Tilmann Prüfer von Der Zeit. Sie diskutierten über Fragen wie lassen sich Modeblogger von Unternehmen mit Geschenken kaufen? Manch fleißiger Modeblogger mag jetzt traurig darüber sein, weil Prada bei ihm oder ihr nicht täglich den Briefkasten mit feinen Geschenken füllt. Doch ein Trost ist, dass meist auch die Postfächer der Diskussionsteilnehmer des re:publica Panels leer bleiben.  Womöglich stehen wir erst am Beginn der Entwicklung. Denn es zeichnet sich meiner Meinung nach bereits ab, dass bekannte Blogger sehr überzeugend als Testimonials agieren könnten. Ihre Produkttipps wirken authentischer als viele teure Werbespots. Aber noch haben Unternehmen nicht das Werbepotenzial von Blogs entdeckt. Das könnte unter anderem daran liegen, dass nur sehr wenige der Blogs große Lesermassen anziehen. Weswegen wir wohl noch darauf warten müssen, mit Bloggen reich und berühmt zu werden. Hier ist unten nach dem Klick der Videomitschnitt des Modeblog-Panels der re:publica …

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IMM Cologne: Möbelmesse in Köln

Fernsehschrank_VM-Moebel-Design_IMM_2010

Macht Euren Flachbildfernseher zum Hingucker. Fernsehschrank von VM-Möbel-Design

Möbelmesse in Köln

Vom 19. bis einschließlich 24. Januar 2010 findet in Köln die IMM Cologne, die internationale Möbelmesse statt. Samstag und Sonntag sind wieder Publikumstage, an denen jeder in die Messe darf. Wer möchte, kann also am Wochenende einen Blick auf Möbel, Sanitär, Lampen, Raumteiler, Teppiche, Dekogegenstände, Wohnaccessoires und Kleinigkeiten wie Geschirr und ähnliches werfen. Ich werde mich wohl am Samstag auf Entdeckungstour begeben und zur IMM fahren.

Die Tageskarte kostet an den beiden Publikumstagen – am 23. + 24. Januar 2010 – nur 17 Euro, Familienkarten gibt es für 34 Euro. An den Fachbesuchertagen ist es teurer. Öffnungszeiten sind an beiden Tagen 10 bis 19 Uhr. Weitere Infos zur IMM Cologne gibt es hier.

Weitere Fotos gibt es unten nach dem Klick …

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