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Meine Ohren können fliegen

Durch Duisburgs Straßen pfeift wieder der Herbstwind. Beim morgendlichen Haare waschen laufen oft meine Ohren voll Wasser. Sie werden erst wieder trocken, wenn ich später dem Bus hinterher renne und der Wind sie ordentlich durchpustet. Das ist weniger praktisch, als man meinen könnte, denn meine Ohren werden zwar trocken, tun aber anschließend weh. Um dieses Ohrenproblem zu bekämpfen habe ich mich dazu entschlossen, eine Mütze zu kaufen. Sie sollte nicht zu warm sein, weil wir es draußen noch nicht kalt haben und sie muss über die Ohren reichen.

Mütze für extrem große Trichter

Bei Esprit hatten sie einige sehr schöne Mützen. Eine davon gefiel mir besonders gut. Die Mütze war dunkel geringelt und war mit einem glänzenden Garn gestrickt.Aber anscheinend gibt es keine Mütze auf der Welt, die zwar über meine Ohren reicht, mir aber trotzdem nicht über die Augen rutscht. Mein Freund Tom warf später am Abend einen Blick auf meine Ohren und meinte, sie wären ungewöhnlich groß und säßen relativ tief. Beim Abmessen und Vergleichen mit anderen Exemplaren konnte ich feststellen, dass Gott es mit meinem Höhrvermögen gut gemeint hat. Zumindest sind die Trichter perfekt, wenn auch Trommelfell und Höhrknöchelchen besser sein könnten. Ich bin am nächsten Tag wieder zu Esprit gegangen und habe mir die schöne Mütze, die immer über die Augen rutscht, gekauft.

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Gespräch mit einer Stubenfliege

Eben habe ich ein ernstes Wort mit einer Stubenfliege geredet. Leider zeigt sie sich davon völlig unbeeindruckt und schwirrt weiter um mich herum, inspiriert mich aber zu einer Auseinandersetzung mit dem Accessoire schlechthin: der Sonnenbrille. Laut Wikipedia liegt ihr Zweck darin, „die Augen vor unangenehmen oder schädlichen Auswirkungen der Sonne zu schützen“. Längst haben wir aber festgestellt, dass eine Sonnenbrille auf der Nase mehr kann. Sie macht das frühmorgendliche Nippen am Pappbecher Kaffee zum Zitat der Filmkultur und verleiht jedem Outfit einen gewissen Star-Appeal. Schließlich sind es die Celebritys, die es uns vormachen. Setze eine Sonnenbrille, die Gläser groß wie Untertassen, auf und Du zeigst allen Paparazzi: hier müsst ihr eure Objektive hinhalten. Ich bin so wichtig, dass ich nicht erkannt werden will. Deshalb laufe ich um Mitternacht mit gewaltiger Sonnenbrille in die Disko.

Sonnenbrillen – das Voyeur-Accessoire

Die Heinos, Britney Spears und Holly Golightlys dieser Welt haben völlig recht. Wir sollten auch an Regentagen und nachts zur Sonnenbrille greifen. Schließlich macht sie uns geheimnisvoll. Wir können selbst alles genau beobachten, während man uns hinter den dunklen Gläsern nicht sieht. Banana Factory hat das Accessoire perfektioniert und eine Sonnenbrille mit integrierter Kamera auf den Markt gebracht, die Eagle I. Diese nimmt alles in Blickrichtung des Sonnenbrillen-Trägers auf und speichert das Video auf einem integrierten MP4-Player. Solch eine Sonnenbrille ist ein ‚Must Have’ für Voyeure. Irgendwohin ist die Stubenfliege verschwunden. Vermutlich macht sie sich gerade in der Küche über mein Abendessen her. Für ein Interview zum Thema stand sie leider nicht zur Verfügung.

Von Traumschlössern und Superbuden

Wer bei preiswerten Übernachtungsmöglichkeiten an knarzende Doppelstockbetten und Waschräume in Turnhallenmaßen denkt, ist noch nicht im Jahr 2008 angekommen. Die Zeiten, als man sich noch die Krätze und andere internationale Krankheiten nur durch Berühren der Decken und Kissen im Hostelbett holen konnte (es lag kein anderer gleichzeitig mit mir drin, ich schwöre es) sind endgültig vorbei. Ein gutes Hotelzimmer verfügt heute über Wireless LAN, Anschlussmöglichkeiten für den iPod an diverse Lautsprecher und einen Zimmertresor, in den das MacBook perfekt rein passt. Die Hotellobby sollte zum gemütlichen Lounging nach einem aufregenden Tag in London, Berlin, New York, Singapur oder Tokio einladen. Lässig mit ein paar Koreanern reden, Amerikaner nach ihrer Meinung zum Nightlife vor Ort fragen oder Leute aus der Heimat bestaunen, als hätte man noch nie einen Duisburger irgendwo außerhalb Duisburgs getroffen – dazu laden die schicken Lobbys der überall neu entstehenden Design-Hotels ein.

Von Zebras und Hotelbetten

Das beste daran: Design und tadellose Sauberkeit müssen nicht gleich einen hohen Preis nach sich ziehen. Ich habe schon deutlich mehr bezahlt zum Beispiel für ein Hotelzimmer bei dem sich noch das Erbrochene des Gasts vor mir unterm Bett fand. Die Einrichtung der Zimmer damals im Stundenhotel-Stil war abgegriffen und schien jeden Augenblick auseinanderfallen zu wollen. Besonders aufregend fand ich das platt getrampelte Zebra-Fell, was vor dem Bett auf dem Boden lag. Das arme Tier hatte man dreißig oder vierzig Jahre zuvor aus seinem glücklichen Leben in der afrikanischen Savanne gerissen, um damit den eitergrünen Hotelzimmer-Teppich aufzupeppen. Ein armes Zebra vor Augen, leicht säuerlicher Geruch in der Nase und die Ahnung, das ich nicht wissen wollte, was hier schon alles statt gefunden hatte, dachte ich mir: „Augen zu und durch“. Gleich am nächsten Morgen war ich auf und davon.

Schicke Hotels für wenig Geld

Aus den neuen Low-Budget-Design-Hotels will kaum ein Gast mehr weg. Den Foren-Einträgen nach zu urteilen, fühlt man sich hier sicher aufgehoben und muss keine Angst vor fiesen Bakterien und Viren im und unterm Bett haben. Mit ungewöhnlichen Farbkonzepten und zurückhaltendem, aber funktionellem Inventar hat die Kette der Fortune-Hotels bei Reisenden Erfolg mit dem Hotel Superbude in Hamburg und dem preislich wenig teureren Hotels 25 Hours in Hamburg und Frankfurt.

Fotos: Fortune-Hotels

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Shopping-Tipp Jura Kaffeevollautomaten: Schick Espresso schlürfen

Wer bei Espressomaschinen auf aufregenden Look steht, kann sich sein Gerät jetzt aufpeppen lassen. Dafür gibt es vom Schweizer Hersteller Jura einige ausgesuchte Modelle als Sonderanfertigung mit edlem Äußeren. Die Impressa Z5 verfügt über eine Oberfläche aus Rhodium – Details sind mit Swarowski-Kristallen besetzt. Die Jura Impressa J5 wird mit einer Front in Nachtbirke oder Eisbirke geliefert. Und die schmale Ena5 kommt in einer Haut aus Leder, entweder in Speed Red oder Sports Brown.

Fotos: Jura

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Ich liebe rosa Riesenferkel

Der Kultur Spiegel hat einen Artikel in seiner Oktober-Ausgabe der Lieblingsspielwiese vieler Lifestyle-Bunnys gewidmet: den Shopping-Centern in Innenstadtlage. Wobei sie die großen Kauf-Verführer als rosa Riesenferkelei titulierten. Drei dieser neuen Einkaufscenter stehen für mich in Hoppelweite: Das Duisburger Forum, die Düsseldorf Arcaden und das Verkaufscenter am Limbecker Platz in Essen. In allen dreien habe ich bereits Geld gelassen. Im Zeitschriften-Text steht viel von Instant-Architektur und ein bisschen Design-Chici. Exemplarisch für alle Riesenferkel steht wohl das Alexa in Berlin. Es ist tatsächlich rosarot und Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit soll beim Anblick „ist das hässlich,“ ausgerufen haben. Trotzdem es vielen Bewahrern der traditionellen Stadtzentren missfällt: Laut Spiegel und Report Shopping-Center 2009 des Kölner Einzelhandelsinstituts EHI trotzen die Konsumburgen jeder Flaute und ziehen Kauffreudige an. Der Spiegel-Autor fragt: „Aber wieso sind simulierte Innenstädte erfolgreicher als die realen? Wieso sind die Verkaufsmonster solche Kundenmagneten?“ Nun denn, vielleicht, weil sie ein wenig schöner sind, als die ursprünglichen Innenstädte von Duisburg oder Essen? Oder vielleicht, weil auch in Düsseldorf Normalverdiener leben, die sich nicht die Kö rauf und runter shoppen können?

Im Handumdrehen neue Innenstädte

Es ist für Stadtverwalter recht bequem, wenn ein Investor ihnen die Arbeit der Neustrukturierung der Innenstädte abnimmt. Eine Aufgabe, an der die Städte eh schon häufig gescheitert sind, deswegen dürfen sich die Mall-Betreiber auch ganz alleine bei Planung und Bau austoben. Kaum ein Kommunalpolitiker scheint seine Wünsche gegenüber den Bauherren zu äußern, geschweige denn, dass die Bürger gefragt würden. Denn wie der Spiegel-Autor es richtig erkannt hat: „Ein Center ist eben nicht das neue Herz einer Innenstadt, wie es die Betreiber gerne behaupten, sondern es ist ein Parasit, der den Wirt aussaugt.“ In der Umgebung der Malls verschwinden gute Geschäfte, es entstehen meist Billigmeilen. Das liegt daran, dass sich kaum ein Kunde aus der geschlossenen Mall-Welt herausirrt. Nun denn, das Ziel des Investors ist, dass der Kunde sein Einkaufszentrum gerne betritt, nicht, dass er es auch gerne verlässt. Aber was spricht dagegen, auch mal eine Straße mitten durch ein Einkaufszentrum führen zu lassen? In Duisburg zum Beispiel ist der Eingangsbereich des Forums groß, weit und zur Straße hin offen durch eine Komplettverglasung gestaltet. Schräg gegenüber auf der anderen Seite der breiten Fußgängerstraße, an der das Zentrum angrenzt, liegt der Eingang zu einer weiteren Passage. So kann der Besucher von Passage zu Passage laufen, muss aber dafür die große Einkaufsstraße kreuzen.

Rosarote Shoppingwelt

So schnappt der Kunde zumindest ein bisschen natürliche Außenluft, bevor er wieder in den künstlichen Raum abtaucht. Aber auch mit diesen kleinen architektonischen Kunstgriffen wird kein Stadtplaner die Entwicklungen aufhalten können. Wir lieben es nun mal trocken, sauber und warm. Wir begeistern uns für die kurzen Wege zwischen C&A und edc und wir mögen es, wenn wir die passenden Schuhe zum Mantel direkt im Laden nebenan finden. Diese Vorteile bieten Shoppingmalls mehr als es Innenstädte tun können. Aber vielleicht kommt irgendein Stadtplaner auf die Idee, den Konfrontationskurs zwischen klassischer Innenstadt und überdachter Kunstwelt aufzulösen. Nach Herzenslust von den Shoppingmalls abkupfern und ein wenig klassisches Citylife einstreuen wäre eine Lösung. Denn komplett können wir die Zeit nicht zurückstellen und unsere Innenstädte sind nun mal das Ergebnis dessen, was unsere Gesellschaft und unsere Zeit fordern. Und mir schein, als würden wir alle rosa Riesenferkel lieben.