von Patricia | Montag, 2. September 2013 | Lifestyle & Kultur
Camouflage-Hosen und der Syrien-Konflikt
In ihrer S.P.O.N.-Kolumne bei Spiegel-Online schreibt Silke Burmester über die neue Benetton-Kinderkollektion im Camouflage-Style. Modemacher bezeichnet die Autorin als Seismografen der Gesellschaft. Silke Burmester hat recht, wenn sie sagt, das, was uns politisch und sozial beschäftigt, spiegle sich in der Art unserer Kleidung wider. Allerdings hat sie einen Zusammenhang gesehen, der nach meiner Meinung nicht so ausgeprägt ist. DieKolumnistin sieht den Syrien-Konflikt als Inspirationsquelle für Military-Hosen im Zwergenformat. Der Style hat seine Vorbilder im Militär, das stimmt. Die Verherrlichung der Armee ist so alt wie der Krieg selbst. Im Kopf habe ich Schwarzweiß-Aufnahmen von Kindern, die vor dem Ersten Weltkrieg mit Holzgewehr posierten. Doch wird hier die Schlacht selbst verherrlicht? Ich glaube, dass eher unbewusst der Lifestyle des abenteuerlustigen Kämpfers imitiert wird, der sauber und siegreich aus seiner Schlacht zurückkehrt ohne je einen Schuss abgegeben zu haben. Mit Camouflage-Hosen werden sich die Kleinen wie eine neue Version des Mini-Rambos fühlen. Die sterbenden Kinder im Syrienkonflikt trugen keine Uniformen. Auf den Fotos waren Kitty-Shirts und Turnschuhe zu sehen – wie sie die Kinder hierzulande auf dem Spielplatz tragen. Dieser Umstand hat mich sehr berührt. Es sind nicht die Kleinkinder-Camouflage-Hosen, die mich an Syrien denken lassen. Wahrnehmung hat mit individueller Vorerfahrung zu tun. Und es soll tatsächlich noch Menschen geben, an denen das Weltgeschehen vorbei zieht, ohne sie zu tangieren. Für sie ist Camouflage vielleicht nur ein hübsches Muster für Kinderhosen. Mehr nicht.
von Patricia | Dienstag, 27. August 2013 | Lifestyle & Kultur


Gestricktes Outfit für Lokomotive
Die Textilkünstlerin Olek sucht die Herausforderungen mit Stricknadel und Wolle – sehr viel Wolle. Und hat sie gefunden: Olek hat ein komplettes Outfit für eine Lokomotive gearbeitet. Gemeinsam mit vier Assistenten zog sie den Riesenpullover vom Scheinwerfer über Kohletender bis zu den Wagons dem großen Gefährt über. Bis zum 19. August 2013 stand der Zug in seinem Strickoverall in Lodz, Polen. Über alle Widrigkeiten, die das Projekt begleitet haben, berichtet Hi Fructose.
von Patricia | Mittwoch, 21. August 2013 | Lifestyle & Kultur, Shopping-Tipp

Lady Gaga darf die Septemberausgabe 2013 des V-Magazines gleich viermal schmücken. Und wir reiben uns ungläubig die Äuglein. Da überhöht sich also eine Kunstfigur gleich zu vier verschiedenen Kunstfiguren. Jeder von ihnen widmet das V-Magazine ein eigenes Cover, sodass die Zeitschrift im September gleich in vier unterschiedlichen Outfis am Kiosk liegen wird. Je nach Geschmack dürfen die Leser zwischen der Balanciaga Gaga oben links, daneben der Armani Gaga, darunter links der Saint Laurent und der Versace Gaga wählen. Selten hat ein Star so wenig Vertrauen in die eigene Persönlichkeit gehabt. Auch hier ist keine Spur der Original-Gaga zu entdecken – eine Ausnahme zwischen all den Stars, die sich mit Hilfe verschiedenster Social-Media-Kanälen so benehmen, als wären sie unsere besten Freunde. Von Lady Gaga werden wir wohl nie erfahren, was sie gerade zum Mittagessen hatte oder ob das Hotelbett unbequem war. Bloggern wird so viel Privatsphäre fast unheimlich.
Foto: Lady Gaga, Inez van Lamsweerde & Vinoodh Matadin, Cover V-Magazine, September 2013
von Patricia | Freitag, 16. August 2013 | Lifestyle & Kultur

Kurzfilm „Glance“ von Conkerco
Manchmal erscheinen neue Chancen plötzlich aus dem Nichts und sind innerhalb eines Wimpernschlages vorbei. Letztendlich trifft die Zeit für uns Entscheidungen, wo wir zu sehr zögern. Und wie es El Flojo auf seinem Denkfabrik Blog so treffend sagt: Manchmal erkennen wir unsere Chancen erst, wenn sie längst vorbei sind. Mit einem leicht melancholischen Augenaufschlag starte ich ins Wochenende. Zum Glück scheint die Sonne so optimistisch, dass ich denke, es werden in meinem genauso wie in Eurem Leben noch viele Augenblicke mit spannenden Chancen auf uns warten. Nach dem Klick erwartet Euch heute die Chance auf eine wunderbare Visualisierung des Themas: der Kurzfilm „Glance“.
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von Patricia | Montag, 12. August 2013 | Lifestyle & Kultur

Popcorn knabbern, sich zurücklehnen und reichen Kids beim Unsinn machen zusehen. So stelle ich mir einen entspannten Kinoabend vor. Der neue Film „The Bling Ring“ von Sofia Coppola wird bei mir wohl nicht zu den tiefgreifenden Erschütterungen führen wie es zwei seiner Vorgänger taten. Vor Jahren gesehen und nie vergessen: „Lost in Translation“ und „The Virgin Suicides“ – selten konnte mir jemand so viel über menschliche Leere verraten.
Zunächst deutet der Plot von „The Bling Ring“ auf eine ähnliches Thematik hin. Eine Gruppe reicher Jugendlicher aus Kalifornien nutzt die räumliche Nähe zu ihren Idolen und beginnt aus Langeweile bei Stars aus Film- und Musikgeschäft einzubrechen. Den Kids genügt schlichtweg nicht mehr, eine Handtasche wie Lindsay Lohan zu besitzen. Sie greifen sich lieber das Original aus dem Haus des Stars.
Sofia Coppolas wenig sympathische Helden dulden den Zuschauer eher als beobachtenden Fan, anstatt ihn einzubinden. Anders als die bisherigen Protagonisten setzen die Kids ihre Sehnsüchte in die Realität um, auf Kosten anderer. Wer gerne Modefans bei der etwas anderen Art des Shoppens zusehen möchte, wird seinen Spaß haben. Kritiken gibt es hier. Der Trailer des Films folgt nach dem Klick …
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von Patricia | Sonntag, 11. August 2013 | Lifestyle & Kultur
Für US-Talkerin Oprah Winfrey blieb ihre Traumtasche unerreichbar. Nicht weil ihr Portemonnaie den dafür nötigen Preis von 35.000 Schweizer Franken nicht hergeben würde. Nein, die Verkäuferin in einer Züricher Boutique hatte kurzerhand für ihre Kundin entschieden: „Für Sie ist diese Tasche zu teuer.“ Wahrscheinlich hatte sie ihre Kundin zuvor mit einem kurzen Blick taxiert, die dunkle Hautfarbe entdeckt und die statistische Wahrscheinlichkeit berechnet, mit der eine Afro-Amerikanerin Handtaschen dieser Preisklasse kauft.
Mit ihrer Einschätzung lag die Verkäuferin bei Milliardärin Winfrey völlig daneben. Womöglich ist dies nicht das erste Mal, dass der Angestellten ein guter Deal entgeht. Dass Shop-Belegschaft sich auf ihre Ware, die sie anbieten, etwas einbilden, dürfte für kaum neu sein. Die gesamte Ausstrahlung der Geschäfte samt hochnäsigen Verkäuferinnen verjagt zu viele, auch reiche Käufer. Wer durch die Schaufensterscheiben der großen Marken blickt, sieht oft nur Leere. Den Balanceakt zwischen edler Noblesse und freundlicher Offenheit beherrscht fast keiner. Angenehme Ausnahme dürfte unter anderem Tiffany & Co. sein.
Wie kann man elitär sein, ohne auszugrenzen? Das Kennzeichen vieler Marken ist, dass sie nicht von jedem gekauft werden können und damit etwas besonderes sind – eben Ausgrenzung. Doch so wie es Tiffany vormacht, könnte es funktionieren. Der Juwelier verkauft neben seinem sehr teuren Schmuck auch einige Kleinigkeiten für Normalverdiener, die vielleicht ein bisschen mehr kosten. Aber das dürfen sie auch, sie sind schließlich von Tiffany. Wer ersteinmal für Serviettenringe den Laden betritt, schaut sich vielleicht auch ein Diamantcollier an. Und wer weiß, wer heute das Geld nicht hat, kann morgen schon Millionär sein.
Ausgrenzung aufgrund des Aussehens ist das allerletzte. Jetzt verrät betreffende Verkäuferin übrigens, wie das Gespräch aus ihrer Sicht lief. Alles sei ein Missverständnis. Das ganze Taschentheater hat sich laut Spiegel Online (dort findet ihr genaue Zitate der Verkäuferin) bereits zum Täschligate entwickelt, weil jetzt neben den rassistischen Aspekten auch die Tierschützer auftreten. Betreffende Tasche ist aus Krokodilleder gefertigt. Auf Twitter wird lebhaft zu #Täschligate diskutiert. Ich wundere mich, welche gesellschaftlichen Auswirkungen ein Taschenkauf haben kann. Jede sollte das Recht haben, die Tasche zu kaufen, die ihr gefällt – sehen wir vom armen Krokodil ab.