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Von einem, der hinfällt

Es wäre einfacher, wenn John Gallianos Comeback-Kollektion für Maison Margiela schlecht wäre. Doch so leicht macht es uns der Modedesigner nicht. Zur Erinnerung: Im März 2011 hatte Galliano ein Paar in einer Bar mit antisemitischen Sprüchen angepöbelt. Diese wenig schmeichelhafte Aktion tauchte als Film im Internet auf. Daraufhin verlor Galliano seinen Job bei Dior. Jetzt konnte er sein Comeback mit Maison Margiela feiern. Selbst die größten Kritiker müssen zugeben, dass seine Kollektion umwerfend gut ist. Dürfen wir Gallianos Mode toll finden? Gibt es einen Unterschied zwischen dem Designer und dem gesellschaftlichen Menschen?

Dass auch ein Alkohol-Entzug an seinen Wertvorstellungen nichts geändert haben mag, scheint wahrscheinlich. Leider habe ich für diese schwierige Frage keine Antwort. Ich lehne Rassismus ab und meine, dass man über deratige Aussagen nicht großzügig hinwegsehen sollte, auch wenn Galliano betrunken gewesen ist. Allerdings gestehe ich es jedem Menschen zu, sich verändern zu können. Wir werden sehen, welche Haltung zu Rassismus John Galliano in Zukunft in der Öffentlichkeit einnehmen wird. Wollen wir hoffen, dass er zwar hingefallen ist, aber in jeder Beziehung glanzvoll wieder aufsteht.

Die ersten Bilder der Kollektion von John Galliano für Maison Margiela könnt Ihr bei den Mode-Pilotinnen bewundern.

Zeig, wer Du bist

Zeig, wer Du bist

'Flirtation'.Artist: Underwood & Underwood

Berufskleidung hat neben ihrem praktischen Nutzen eine starke Aussagekraft. Damit meine ich nicht ausschließlich den Respekt einflößenden Arztkittel. Gestern abend habe ich mir eine Folge der Anwaltssehserie Ally McBeal angesehen. Es ging um eine Klage wegen sexueller Belästigung. In einem Unternehmen hatte eine Frau mit zu aufreizender Kleidung ihre Kolleginnen düpiert. Was kann eine zu enge Bluse im Job anrichten? Könnte es die Karriere fördern auf weibliche Attraktivität zu bauen? Männer sind laut einer Studie von Nicholas Guéguen Frauen gegenüber hilfsbereiter, wenn diese auf hohen Absätzen daher gestöckelt kommen. Aber wollen wir hilfsbedürftig aussehen? Hohe Absätze heben kleinere Frauen auf Augenhöhe mit ihren männlichen Kollegen. Darin mag ich noch einen Vorteil sehen und das macht den typisch weiblichen Schuh zur Ausnahme. Denn ansonsten hat sich eher klassische Kleidung mit maskulinem Touch im Beruf bewährt. Die beste Kombination dürfte ein Hosenanzug mit einer Absatzhöhe zwischen fünf und acht Zentimetern sein. Dass es sogar eine mathematische Formel zur Berechnung der idealen Absatzhöhe gibt, schreibt Jochen Mai.

Das Bild aus dem Jahr 1899 oben stammt aus einer Fotoserie von Mashabel: The Evolution of Women’s Workwear.

Foto: ‘Flirtation’.Artist: Underwood & Underwood

Der neue Egoismus

Hand aufs Herz: Wer denkt noch an andere, wenn die eigenen Weihnachtswünsche auch erfüllt werden wollen? Und damit nichts unbrauchbares unterm Baum landet, reibt man seine Sehnsüchte auf charmante Weise der Verwandtschaft unter die Nase. Die genaue Anleitung gibt es hier im Weihnachtswerbespot von Harvey Nichols. Das britische Luxus-Kaufhaus greift gerne mit Erfolg auf virales Marketing zurück. Habt Ihr auch eine Tante, die noch einen Tipp fürs Weihnachtsgeschenk braucht?

Ein bisschen Wildes im Friedrichstadtpalast

Ein bisschen Wildes im Friedrichstadtpalast

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Die Kritiken überschlugen sich nicht gerade, als The Wyld, eine Show des Modeschöpfers Manfred Thierry Mugler Premiere im Berliner Friedrichstadtpalast hatte. Es gab wahrscheinlich schon bessere Regiearbeiten bekannter Designer. Aber so wie es aussieht, ist das Publikum anderer Meinung. Schließlich reiht Mugler hübsche Bilder aneinander. Auch ein Theater darf sich ab und an ein buntes Bilderbuch gönnen, das keinen anderen Zweck erfüllt, als optisch zu gefallen. Die Fotos der Kostüme erinnern an die großen Musicalinszenierungen der 1980er Jahre. Damals erlebte das Genre einen Boom. Hier sind einige Fotos der Kostüme im Retrolook.

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Sieht aus ein bisschen aus wie die vielarmige indische Gottheit Kali. Allerlei Gottheiten und Nofretete höchstpersönlich treten bei The Wyld auf.

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Die Angebetete eines Jungen aus Berlin fühlt sich zu Außerirdischen hingezogen.

 

Die Altägypterin und Neuberlinerin Nofretete versucht zu vermitteln.

FSP_THE_WYLD_poodles

Welche Rolle die hübschen Pudel dabei spielen, war nicht herauszufinden.

Art Direction: Manfred Thierry Mugler
Kostüme: Manfred Thierry Mugler & Stefano Canulli
Foto: Robert Grischek

Musik: Jamie T mit Zombie

‚Zombie‘ Jamie T from james slater on Vimeo.

 

Hier hab ich etwas zur Einstimmung auf Halloween: Zombie von Jamie T. Ich mag es eher subtiler, so wie sich die vermeintlichen Zombies zu Beginn des Musik-Clips zeigen. Zum Gruseln reichen verdrehte Augen, schlurfender Gang und ein Tropfen Blut auf der Fingerkuppe völlig aus. Sobald Extremitäten fliegen und rote Sturzbäche auf Wand und Fußboden knallen ist es bei mir dem Fürchten vorbei. Ich denke, das ist bei diesem Video auch beabsichtigt. Aber vielleicht teilt Ihr meine Meinung, dass weniger oft mehr ist. Dann kostümiert Euch für heute Abend dezent. Viel Spaß beim Erschrecken.

Inside Out

Alba D’Urbano, Jackenkleid „Il Sarto Immortale“, Leipzig, 1999, Vorder- und Rückansicht, Eigentum der Stiftung für die Hamburger Kunstsammlungen, Foto: Maria Thrun

Was darf oben sein und was darunter? Noch bis Frühjahr 2015 zeigt das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg die Ausstellung Inside Out. Es geht um Einblicke in die Mode auf unterschiedlichste Weisen. Wie zeigen Modedesigner Oberflächen, die sonst im Verborgenen bleiben? Indem sie das Innere nach Außen kehren, die menschliche Silhouette sprengen, Stoffe aufreißen oder Säume lösen.  Insgesamt sind 55 Entwürfe oder besser gesagt Werke von Rei Kawakubo, Martin Margiela, Alba d’Urbano oder Iris van Herpen, Philippe Starck und anderen zu sehen.

Inside Out, Ausstellung bis Frühjahr 2015, Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg

Harry Gordon, Poster Dress „Mystique Eye“, London, 1968, Eigentum der Stiftung für die Hamburger Kunstsammlungen, Foto: Maria Thrun

Harry Gordon, Poster Dress „Mystique Eye“, London, 1968

Rei Kawakubo, Damenkleid Comme des Garçons, Tokio, Frühling/Sommer 2012, Eigentum der Stiftung für die Hamburger Kunstsammlungen, Foto: Maria Thrun

Rei Kawakubo, Damenkleid Comme des Garçons, Tokio, Frühling/Sommer 2012

Iris van Herpen, Snake Dress, Haute Couture, Amsterdam, 2011, Seitenansicht, Eigentum der Stiftung für die Hamburger Kunstsammlungen, Foto: Maria Thrun

Iris van Herpen, Snake Dress, Haute Couture, Amsterdam, 2011, Seitenansicht

Alle Kleidungsstücke sind Eigentum der Stiftung für die Hamburger Kunstsammlungen, Fotos: Maria Thrun